Die Ergebnisse der Verkehrsbefragung 2011

2011 führte die Planungsgesellschaft Verkehr
Köln (PGV Köln) im Auftrag der Stadt Wuppertal eine Verkehrsbefragung
durch, um das Mobilitätsverhalten der Wuppertaler zu untersuchen und für
die Stadtplanung nutzbar zu machen. Die letzte Untersuchung stammte aus
dem Jahr 2002. Ich will an dieser Stelle versuchen die Ergebnisse und
Erkenntnisse zusammenzufassen. Den vollständigen Bericht der PGV Köln
findet man hier. (Anlage Bericht PGV 1 MB zu VO/0957/12)
Methodik: 
Ziel
war die Erfassung des Mobilitätsverhaltens an einem alltäglichen
Werktag. Festgelegt wurde der 13. Oktober 2011, diesen Tag sollten
25.000 angeschriebene Wuppertaler erfassen, in einer Nacherhebung wurde
der 24. November 2011 mit 5000 weiteren Fragebögen erfasst. Die
Stichprobenziehung  geschah per Zufallsprinzip
aus der Einwohnerdatei der Stadt ab einem Alter von 10 Jahren. 6.330 Fragebögen vom ersten und 1.311
Fragebögen vom zweiten Stichtag gingen ein. (Quote: 25,3%, bzw. 26,2%) 
Eckdaten zu den Befragten:
Die
Stichprobe setzte sich aus 41,6 %, abhängig Beschäftigten, 26,6%
Rentnern, 13,3% Schülern und Auszubildenden, 5,7% Hausfrauen/männern, 5%
Selbstständige, 5% Studenten und 2,7% Beschäftigungslosen zusammen. 40%
leben in 2-Personen-Haushalten, 20% sind Singles, 17% leben zu dritt,
15,9% zu viert in einem Haushalt, mehr als 5 in einer Wohnung gibt es
nur bei 5% der Befragten. 
Gründe für die PKW-Nutzung:
Notwendigkeiten: (in % der Antwortenden, Mehrfachnennungen waren erlaubt )
  • Einkaufs-/ Be-/ Versorgungsnotwendigkeit 33,4%
  • Berufliche Notwendigkeit 20,5%
  • Freizeitnotwendigkeit 12,3%
  • Transportnotwendigkeit 7,5%
  • Besuchsnotwendigkeit 7,3%
  • Weite Fahrwege 3,7%
  • Bring-/ Abholnotwendigkeit 2,3%
  • Altersbedingt 1,7%
  • Witterungsbedingt 1,2%
  • Mobilitätsbehinderung 1,1%
Summe: 91,0%

Vorteile
  • Schnelligkeit / Zeitvorteil 31,9%
  • Bequemlichkeit 18,1%
  • Flexibilität / Unabhängigkeit 13,3%
  • Direkte Zielerreichbarkeit 3,0%
  • Kostenvorteil 2,5%
  • Einfachheit / Praktikabilität 1,4%
  • Privatsphäre 0,9%
  • Sicherheitsgründe 1,5%
  • Zuverlässigkeit 0,9%
  • Individualität 0,4%
  • Pkw ist einfach besser 0,3%
Summe: 74,2%
Dysfunktionale Alternativen:
  • Schlechte / fehlende ÖPNV-Anbindung 6,8%
  • Fehlende Radwege 0,4%
  • Schlechter / überfüllter ÖPNV 0,6%
  • SPNV-Unpünktlichkeit 0,2%
  • Falsche ÖPNV-Fahrzeiten 1,8%
  • Topografie 0,3%
Summe: 10,1%

Die PGV Köln urteilt:

“Nach
wie vor scheinen die Verkehrsmittelwahlentscheidungen in hohem Maße
durch Gewohnheiten geprägt zu sein. Dass an dieser Stelle nicht die
Status-Bedeutung des eigenen Pkw genannt wird, ist wohl auf die
emotionale Prägung entsprechender Gründe zurückzuführen, deren Erfassung
differenziertere Instrumentarien erfordert.
Eher kommt die
Status-Bedeutung des eigenen Pkw darin zum Ausdruck, dass sich in der
Folgefrage zur Begründung für die seltene bzw. Nicht-Nutzung
öffentlicher Verkehrsmittel (seltener als einmal je Monat) immerhin
15,5% der Mehrfachantworten darauf beziehen, dass man sich ein eigenes
Auto leisten kann. 11,7% der Befragten geben dies gar als wichtigsten
Grund an” (S.12)

Gründe gegen die ÖPNV-Nutzung:
Ein Drittel der Befragten beantwortete die Frage nicht, weil sie häufiger mit dem ÖPNV unterwegs waren.
Wichtigster Grund: (Mehrfachnennungen waren möglich)
  • Weil die Fahrzeiten zu lang sind: 27,0%
  • Weil die Fahrten zu teuer sind: 26,5%
  • Kann mir ein eigenes Auto leisten: 11,7%
  • Fahrtenangebot zu falschen Zeiten: 8,6%
  • Weil die Umstiege zu umständlich sind: 5,3%
  • Weil die Anschlüsse nicht passen: 6,5%
  • Fahrtenangebot zu falschen Orten: 7,5%
  • Fußwege zu Haltestellen sind zu lang: 5,4%
  • Keine Ahnung über Fahrtenangebot: 1,0%
  • Wegen schlechtem Eindruck: 0,5%
Gesamt: 100,0
 Gründe gegen eine häufigere Fahrradnutzung:
Nur 293 Personen haben die Frage nicht beantwortet, weil sie öfter mit dem Fahrrad unterwegs sind.
Wichtigster Grund: (Mehrfachnennungen waren möglich)
  • Wegen der Steigungen in Wuppertal 31,8%
  • Besitze kein Fahrrad: 13,6%
  • Wegen gefährlicher Straßen: 22,3%
  • Wegen schlechter Witterung: 4,6%
  • Weil für Transporte ungeeignet: 5,8%
  • Wegen zu langer Wege: 9,8%
  • Aus beruflichen Gründen: 6,6%
  • Wegen fehlender Mitnahmemöglichkeit: 4,2%
  • Abstellen zu Hause ist beschwerlich: 1,3%
  • Wegen Diebstahlgefahr: 1,5%
Gesamt: 100,0%
 Normalwerktags-Mobilität:
Je Normalwerktag werden am häufigsten 4 Wege zurückgelegt, am zweithäufigsten 2 Wege. Frauen legen durchschnittlich mehr Wege zurück als Männer (3,46 zu 3,21), im Alter nimmt die mittlere Wegehäufigkeit ab. Bestimmend ist aber die Tätigkeit einer Person: 
  • pensioniert 2,86
  • Ohne Beschäftigung 3,24
  • Hausfrau / Hausmann 3,84
  • Schule / Ausb. 3,46
  • Studium 3,48
  • Abh. beschäftigt 3,45
  • Selbstständig 3,65
Die Wegehäufigkeit an einem normalen Werktag kumuliert sich auf 959.679 Wege, davon entfallen:
  • auf den MIV: 554.695
    • Pkw-Selbstfahrer 479.840
    • Pkw-Mitfahrer 67.178
    • Motor. Zweirad 7.677
  • auf den Umweltverbund: 404.984
    • ÖV 244.718
    • Fahrrad 14.395
    • Fuß 145.871

Daraus ergibt sich folgender Modal-Split:

Modal-Split: 
  • Kfz Selbstfahrer: 50 %
  • KFZ Mitfahrer: 7 %
  • Motorrad: 0,8 %
  • ÖPNV 25,5%
    • Bus 14,5%
    • Schwebebahn: 5,9 %
    • Bahn: 5,0%
    • Taxi: 0,2%
  • Fahrrad 1,5%
  • zu Fuß: 15,2%

2002 wurde der Modal-Split wie folgt dargestellt:

  • Motorisierter Individualverkehr: 51%
  • ÖPNV 18% 
  • Fuß 30%
  • Rad 0,9%

Zu den signifikanten Veränderungen schreibt die Stadt im beigefügten Bericht:

Ein direkter Vergleich der aktuellen Verkehrsbefragung 2011 mit der 2002 durchgeführten Verkehrsbefragung ist wegen des variierenden Untersuchungsdesigns, einer anderen Untersuchungsmethodik sowie einer abweichenden Stichprobenzusammensetzung nur bedingt möglich. […] Die scheinbaren Veränderungen im Modal Split […] sind primär der anderen Stichprobenzusammensetzung geschuldet. Bei der aktuellen Verkehrsbefragung wurden mehr Erwerbstätige (47%) und weniger Schüler (13%) als im Jahr 2002 befragt, was der tatsächlichen Grundgesamtheit (Wuppertaler Bevölkerung, Erwerbstätige: 49%, Schüler: 11%) wesentlich besser entspricht als 2002.

Modal-Split nach Geschlecht: (m/w)

  • Fuß: 13,9 | 16,3
  • Rad: 2,2 |  0,9
  • ÖV: 23,5 | 27,2
  • MIV: 60,4 | 55,6

Modal-Split nach Alter:

“Nach Alter und derzeitiger Tätigkeit (siehe Abbildungen 15 und 16 nächste Seite) zeigt sich, dass junge bzw. in Ausbildung befindliche sowie derzeit nicht berufstätige Menschen vorwiegend öffentliche Verkehrsmittel nutzen, wohingegen Berufstätige mittleren Alters auf ihren normalwerktäglichen Wegen den motorisierten Individualverkehr bevorzugen. Wenngleich dessen Anteile bei pensionierten, hochaltrigen Menschen zugunsten steigender Anteile am öffentlichen Verkehr zurückgehen, so ist die gewohnte Mobilität doch nach wie vor bis ins hohe Alter durch den motorisierten Individualverkehr bestimmt. Die Fußwege-Anteile sind relativ konstant, weisen allerdings hohe Anteile bei sehr jungen Menschen sowie Hausfrauen /-männern aus.”

Modal-Split nach Verkehrsleistung (durchschnittliche Fahrtenzahl sowie die mittlere Entfernung)

  • Motorrad 0,8%
  • Fahrrad 0,8%
  • Fuß 2,2%
  • ÖV 24%
    • Bus7,1%
    • Schwebebahn2,9%
    • Bahn13,5%
    • Taxi0,1%
  • Kfz Mitfahrer 7,2%
  • Kfz Selbstfahrer 65,5%
Fahrkarten-Nutzung im ÖPNV
Bei Fahrten innerhalb des VRR benutzen die Wuppertaler ÖPNV-Nutzer folgende Fahrkarten:
  • 4er-Ticket 29,8%
  • EinzelTicket 23,5%
  • Ticket2000 20,0%
  • SchokoTicket 9,4%
  • SemesterTicket 5,7%
  • Ticket1000 3,4%
  • FirmenTicket 2,7%
  • YoungTicket 2,2%
  • BärenTicket 1,8%
  • TagesTicket 1,1%
  • GruppenTicket 0,3%
Zeitkarten-Nutzung nach Alter:
  • 10 bis unter 15 Jahre: 10,6%
  • 15 bis unter 18 Jahre: 8,2%
  • 18 bis unter 25 Jahre: 17,5%
  • 25 bis unter 45 Jahre: 25,0%
  • 45 bis unter 60 Jahre: 18,8%
  • 60 bis unter 65 Jahre: 5,0%
  • 65 bis unter 75 Jahre: 8,4%
  • 75 Jahre und älter: 6,5%
Zeitkarten-Nutzung nach Tätigkeit: 
  • In Rente, pensioniert: 18,0%
  • Ohne Beschäf-tigung: 3,0%
  • Hausfrau / Hausmann: 3,7%
  • Schule / Ausb.: 27,7%
  • Studium: 11,8%
  • Abh. Beschäftigt: 34,2%
  • Selbst-ständig: 1,6%
Verkehrsaufkommen nach Tageszeit:
Hier unterscheiden sich die unterschiedlichen Verkehrsträger nicht sonderlich. Es gibt eine ausgeprägte Spitze am Morgen zwischen 7 und 9 Uhr und eine abgeflachte am Nachmittag zwischen 16 und 19 Uhr. Die Gründe für die Abflachung am Nachmittag liegen in den Zunahme der Teilzeit-Beschäftigung und den “entzerrten Schulendzeiten”. Eine Aufteilung nach Geschlecht zeigt eine ausgeprägtere Spitze bei den Frauen am Morgen und eine früher einsetzende Spitze am Nachmittag. 
Wegezeiten und -längen
Die durchschnittlichen Wegezeiten sehen so aus:
nach Verkehrsmittel:
  • Bahn 55′
  • Schwebebahn 35′
  • Bus 30′
  • Fahrrad 27′
  • KFZ Selbstfahrer 23′
  • KFZ Mitfahrer 22′
  • Motorrad 20′
  • Fuß 19′
  • Taxi 11′

nach Zweck:

  • Bring-/ Abholwege: 19´
  • Geschäftl. Wege: 38´
  • Arbeitswege: 25´
  • Besorgungswege: 25´
  • Freizeitwege: 28´
  • Schul-/ Ausb.-Wege: 23´
  • Einkaufswege: 19´

Die Gutachter analysieren:

“Berücksichtigt man, dass die Zeiten in der Tat als Gesamtreisezeiten zu verstehen sind, so muten die für Schwebebahn und Bus ausgewiesenen Zeiten durchaus gut an, wird weiter oben doch festgestellt, dass die Fußwege zu / von den Haltestellen ca. fünf Minuten dauern und normaler-weise auch Warte- und Umsteigezeiten enthalten sind. Dies ist als subjektives Merkmal einer guten Erschließung mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu werten.” (S.28)

Männer legen Wegen von 35 Minuten,  Frauen von 29 Minuten Länge zurück. Dabei legen Männer im Mittel 10,6 km und Frauen 7,9 km zurück.
Die genauer Aufschlüsselung der Entfernung (9,2 km über alle Wege) sieht so aus: (in Ø km)

  • Fuß: 1,6
  • Fahrrad: 4,8
  • Motorrad: 10,6
  • Kfz Selbstfahrer: 11,1
  • Kfz Mitfahrer: 10,2
  • Bus: 6,3
  • Schwebebahn: 6,6
  • Bahn: 27,2
  • Taxi: 5,2

Eng damit zusammenhängend: die durchschnittliche Geschwindigkeit nach Verkehrsart:(in km/h)

  • Fuß: 5,03
  • Fahrrad: 10,79
  • Motorad: 32,08
  • Kfz Selbstfahrer: 29,22
  • Kfz Mitfahrer: 27,83
  • Bus: 12,39
  • Schwebebahn: 11,27
  • Bahn: 29,49
  • Taxi: 28,40
Verkehrsverflechtung:

79,9% der Normalwerktagswege in Wuppertal beginnen und enden innerhalb der Stadtgrenzen. 8,6 % beginnen in Wuppertal (Quellverkehr) und 8,4 % beginnen außerhalb Wuppertals (Zielverkehr). 3,1 % der Wege finden außerhalb Wuppertals statt.
Innerhalb Wuppertals konzentrieren sich die Wege auf den eigenen Stadtbezirk und die Zentren Barmen und Elberfeld. Der Anteil des motorisierten Individualverkehrs nimmt mit der Entfernung des Stadtbezirks von der Hauptverkehrsachse entlang der Wupper (Bahn-, Schwebebahn, B7) zu. Dementsprechend ist die Nutzung des ÖPNV entlang dieser Achse besonders groß.
Der Pendlerverkehr konzentriert sich eindeutig auf die Landeshauptstadt: (in %)

  • Düsseldorf 19,5 
  • Schwelm7,3 
  • Solingen7,2 
  • Velbert 7,1 
  • Remscheid 7,0 
  • Köln 6,0 
  • Essen 4,9 
  • Haan 3,6 
  • Ennepetal 3,4 
  • Bochum 3,0

Nach Köln und Düsseldorf sind die Anteile von ÖPNV und MIV ähnlich groß (47%- 53% und 53 – 47 %), bedingt durch die gute Schienenverkehrsanbindung. In die anderen Nachbarstädte dominiert der MIV mit einem Anteil von über 80 %.