Das Defizit des Autoverkehrs III

Bald ist es wieder soweit: Der Schnee taut und zurück bleibt der blanke Asphalt – mitsamt neuen Löchern. Dann werden sie wieder erscheinen – Politiker, der ADAC und andere Meckerer und darüber klagen, dass die Stadt nicht das Geld hat, um die Schlaglöcher zu füllen. Aber das Stadtsäckel ist leer. Alle Jahre wieder…

Vielleicht sollte man einmal schauen, welche Kosten der Autoverkehr eigentlich dem Bürger und der Stadt beschert. Dazu gab es hier schon zwei Beiträge:

“Also halten wir fest: Das Defizit des PKW-Verkehrs auf Deutschlands Straßen beträgt jährlich 47 Milliarden Euro. Also knapp die Hälfte der diesjährigen Neuverschuldung des Bundes. Wenn eine PKW-Maut eingeführt werden würde, um diesen Betrag zu decken, wäre die Neuverschuldung mit einem Schlag halbiert […]
[…[Der Professor für Raumentwicklung an der Universität Trier, Heiner Monheim, erklärt in einem Interview:
[…]Das Defizit des Autoverkehrs beträgt 160 Euro pro Kopf und Jahr, nur auf kommunaler Ebene.[…] ‘”

Das Defizit des (Auto)verkehrs
Das Defizit des (Auto)verkehrs. Ein Nachtrag

Ich möchte daran noch einmal anknüpfen, anhand einer Studie des Internationalen Rats für Kommunale Umweltinitiativen (ICLEI): Wieviel zahlt unsere Kommune für den Autoverkehr? 
(Leider ist Wuppertal dort kein Mitglied.)
In dieser Studie, die 2001 mit Hilfe der Städte Stuttgart, Dresden und Bremen erstellt und vom Umwelbundesamt gefördert wurde, untersuchte das Europasekretariat des ICLEI ,welche Kosten der Autoverkehr (MIV= motorisierter Individual-Verkehr) in den Stadtfinanzen verursacht und ob diese Kosten gedeckt sind. Es ist ja ein immer wiederkehrender Vorwurf an den ÖPNV, das er zu teuer sei- und vor allem defizitär. Die Barmer Bergbahn und die Straßenbahn wurden in dieser Stadt eingestellt, weil sie zu teuer waren, die Bundesbahn wurde zur Deutschen Bahn AG, weil sie defizitär war. Der Autoverkehr, so erscheint es, kostet den Nicht-Besitzer keinen Cent und den Autofahrer “nur” den Einkaufspreis, Sprit, Versicherung, Reparaturen, KFZ-Steuer und Parkgebühren.
Doch die Studie des ICLEI zeig, dass diese Annahme ein Märchen ist. Der Autoverkehr verursacht Kosten, die größer sind, als wir denken. In enger Zusammenarbeit mit den Stadtverwaltungen durchleuchtet man die kommunale Haushalte auf die oft sehr versteckten Kosten des MIV. In den Erläuterungen heißt es:
“Zu beachten sind Indikatoren wie zum Beispiel der Verkehrsträgeranteil am  Gesamtverkehr (»modal split«), der Flächenanteil sowie die unterschiedliche Materialbeanspruchung, die Auswirkungen auf Bau- und Unterhaltungskosten hat.”(S.3)

Als Ergebnis dieser Betrachtung des Haushaltspunkts “Tiefbauamt” stellte man fest, dass 70-80% der Ausgaben des Tiefbauamts dem MIV zugute kommen. Wie sah nun im Haushaltsjahr 2000 die Bilanz aus?

entnommen aus oben angegebener Studie: Wieviel zahlt unsere Kommune für den Autoverkehr?, Faltblatt ICLEI, 2001

“Rechnet man dieses Ergebnis auf alle 82 Millionen Bundesbürger hoch, so kommt man  auf eine kommunale Gesamtsubventionierung (ohne Länder und Bund) des Autoverkehrs  in Höhe von 20,5 Milliarden DM (10.5 Mrd. €)! Die größten Kosten entstehen bei den Tiefbauämtern für den Bau von Straßen sowie deren Unterhaltung, der  Stadtentwässerung, der Straßenreinigung, der Stadtbeleuchtung und dem Bau von  Parkplätzen.”

Vergleicht man dies mit dem WSW mobil GmbH Geschäftsbericht von 2008 (siehe Eintrag: vom 15.April) – ohne Berücksichtigung der Inflation seit 2000 – kommt man zu folgendem Ergebnis:

Geschäftsbericht WSW 2008

Einnahmen: 61.241.000 €
Ausgaben: 102.164.000 €
Defizit: 40.923.000€ “

Defizit pro Kopf also 40.923.000 €/ 351.050 Einwohner = 116,57 €

Autoverkehr, bzw MIV, kommt uns also genauso teuer wie der ÖPNV. Hätten Sie das gedacht?