Vergangene Woche fanden in Wuppertal die 6.Innternationale Wuppertaler Verkehrstage statt. Sie standen unter der Überschrift: “Zu Fuß in die Stadt der Zukunft”. Univ.-Prof. Dr. Carmen Hass-Klau von der Bergischen Universität schreibt im Vorwort zum Programm:
“Urbanes Leben, Freiheit, Lebensqualität – sie sind die Ziele und gleichzeitig Begriffe, die eng mit dem Fußgängerverkehr verbunden sind. Wer sich als Fußgänger frei in der Stadt bewegen kann, möchte dieses angenehme Gefühl schon bald nicht mehr missen. Gut gestaltete Fußgängerverkehrsanlagen sind ein wichtiger Beitrag zur Bewältigung von Verkehrsproblemen. Städte, die Gedanken und Geld in den Fußgängerverkehr investieren, werden attraktiver sein und haben somit eine bessere Zukunft.”
https://srv-004.bau.uni-wuppertal.de/OEVTSNE/Veranstaltungen/Downloads/Programm.pdf
Wer jetzt denkt: “Zu Fuß gehen? Iiiieh!”, der sollte nun nicht weiter lesen. Ja, zu Fuß gehen. Täglich. Nicht nur Sonntags. Ist das nicht verrückt, dass Sonntags die Wanderparkplätze voller Autos stehen? Ich wette, jeder von uns kennt ein Ampel, die erst nach einer gefühlten Ewigkeit für Fußgänger dieses grüne Männchen zeigt. Ist das nicht verrückt, dass immer überlegt wird, wie man den MIV, den motorisierten Individualverkehr, verbessern kann und dabei die Leute vergisst, die sich aus eigener Kraft fortbewegen? Radfahrer zum Beispiel. Im Zweifel muss der Radfahrer für den Autofahrer bremsen, oder er wird auf lebensgefährliche Bürgersteigradwege gedrängt, die im nichts enden. Sind sie schon mal mit dem Fahrrad von Westen über den Robert-Daum-Platz gefahren? Abenteuerlich.
Wie gut, dass die Bergische Universität darüber redet. Wie gut, dass wir im Tal Verkehrsexperten haben.
“In anderen europäischen Ländern habe man das bereits erkannt und schaffe immer mehr Platz für Fußgänger, integriere Fußgängerraum in Straßenraum.
Genau das, was nach Auffassung der Wuppertaler Professorin in Wuppertal stiefmütterlich betrieben werde.”
Wie jetzt? Wir sind nicht auf der Höhe der Zeit? Hängen immer noch ölgefeuerten Vorstellungen nach?
Irgendwie überrascht mich das nicht. Na, ja, so als Fußgänger ist man ja tödlichen Gefahren ausgesetzt, man könnte überfahren werden… Und überhaupt, wer sich ohne Auto fortbewegt braucht doch ÖPNV und der ist teuer. Da kommen hunderttausende Autos die Stadt doch günstiger, oder?
“Nicht zuletzt kommt es nach Auffassung Reutters und Adlers billiger, wenn Städte in Finanznot auf Fußgänger setzen. „Am teuersten kommt immer die Förderung des Autoverkehrs“, stellt Adler fest.”
Ja, wenn das so ist, sollten wir im Sinne eines Haushaltssicherungskonzeptes vielleicht beim Autoverkehr anfangen? Schließlich geht es um die Zukunft der Stadt. Und die sieht so aus:
“In Wuppertal versuchten die Fachleute, die Entscheider in den Rathäusern zu überzeugen, die die Erkenntnisse in die Politik tragen, denn, da ist sich Hass-Klau sicher: „Die Gesellschaft ist längst weiter als die Politik. Junge Menschen haben ein ganz anderes Umweltbewusstsein. Sie sind nicht mehr auf das Auto fixiert.“”
Zitate stammen aus der: WZ: Uni-Forscher planen für die Fußgänger – Remscheid für Autos
Im diesem Zusammenhang sei an folgende Einträge erinnert:
Denk’mal drüber nach (6): Das Defizit des (Auto)verkehrs
Denk’mal drüber nach (6): Das Defizit des (Auto)verkehrs. Ein Nachtrag
Le tramway, c’est chic
Denk’mal drüber nach (9): “Energie muss teurer werden”