Friedmann schaut hin – in Wuppertal

“Wuppertal, früher eine der reichsten Städte Deutschlands, ist finanziell am Ende. Die Stadt ist so pleite, dass sie sogar unter eine Art Zwangsverwaltung gestellt wurde.[…]
Michel Friedman will wissen: “Ist das gerecht? Wird es nicht Zeit, sich auch wieder um den Westen Deutschlands zu kümmern?[…]”

Ein halbe Stunde dauert der Video-Beitrag, der auf der Homepage von N24 abzurufen ist, und den ich via njuuz fand. Er lässt einen ratlos zurück. Friedmann zieht durch die Stadt, spricht mit Taxifahrern, Bürgern in den Fußgängerzonen, Schülern eines Kollegs, dem Oberbürgermeister und der Tafel. Dazwischen zeigt man, gemäß dem Tenor der untergehenden Stadt, unvorteilhafte Flecken der Stadt. Das kann durchaus als Stilmittel durchgehen, was mich mehr stört, ist, dass Herr Friedmann die wenigsten Menschen ausreden lässt. Er unterbricht und spitzt alles auf die Frage zu, ob es gerecht wäre, dass Wuppertal 20 Millionen in den Osten zahlt. Das ist natürlich ein interessanter und auch wichtiger Punkt, die Probleme der Stadt sind größer. Offensiv spricht er den Oberbürgermeister darauf an, dass sich in seiner Amtszeit (seit 2004) die Schulden der Stadt verdoppelt haben, von einer Milliarde auf fast zwei. Doch ein Erklärung, die nicht die alleinige Schuld in der Person des Oberbürgermeisters sieht, lässt er nicht zu. 
Provokation ohne den Gegenüber antworten zu lassen. Da ist die Grenze zum Populismus nah. Am Ende hat man den Eindruck, dass Friedmann froh ist, wieder nach Berlin fahren zu können, weil er von dem Elend beeindruckt ist. Aber ob er Verständnis für die Ursachen hat, ob er sieht, dass es durchaus Ansätze einer Veränderung gibt, dass bleibt nach diesem Beitrag doch zweifelhaft.