Energie muss teurer werden

Umweltexperte Ernst Ulrich von Weizsäcker (Eintrag bei Wikipedia) in der ZEIT über Finanzgurus, Klimaschutz und grenzenloses Wachstum. Ein Auszug:

[…]
von Weizsäcker:
Als ich 1995 zum ersten Mal davon sprach, dass ein gutes Leben auch mit deutlich weniger Ressourcenverbrauch möglich ist, waren Energie und andere Rohstoffe aber so billig wie noch nie seit Menschengedenken. Logischerweise war auch der ökonomische Anreiz, Energie zu sparen, noch nie so gering wie damals. Damals wurde sogar der Keim für den großen Knall auf den Finanzmärkten gesät.

ZEIT: Wie bitte?
von Weizsäcker: Das billige Öl, gepaart mit der aus der Reagan-Ära stammenden Doktrin, Benzin dürfe nicht besteuert werden, brachte die Amerikaner in eine katastrophale Abhängigkeit. Sie kauften sich auf Pump Häuser in Vorstädten, die immer weiter ins Umland hinauswuchsen, und legten die wachsenden Distanzen zum Arbeitsplatz am liebsten in Spritschluckern zurück; die Pendlerentfernungen in den USA haben sich zwischen Mitte der 1980er Jahre und 2008 in etwa verdoppelt. Als die Öl- und Benzinpreise später in den Himmel schossen, konnten sich viele das Pendeln nicht mehr leisten; ihre Immobilien verloren deshalb gewaltig an Wert. Das war im Herbst 2008 der Auslöser des Bankenkrachs, der die ganze Erde ereilte.
ZEIT: Ein Auslöser von mehreren, oder?
von Weizsäcker: Einverstanden.
[…]”


Das ganze Interview ist lesenswert. Aber dieser Ausschnitt stellt Fragen, die mich auch beschäftigen. Wachstum ist nicht unendlich. Erdöl auch nicht. Erze, Kohle. Alles ist endlich. Die Problematik ist nicht neu. Vom 16. bis zum 18.Jahrhundert haben die Bergischen an ihren Kotten und Hämmern Kleineisenteile geschmiedet, Sensen in Cronenberg, Klingen in Solingen, später Werkzeuge in Remscheid. Die Verabreitung von Erzen kostet Energie. Die Kotten wurden vom Wasser angetrieben, einer regenrativen Energieform, heute würde man sagen: umweltfreundlich. Doch das Ausschmelzen des Eisens aus den Erzen kostete noch mehr Energie. Hohe Temperaturen waren da notwendig, um in den Meilern das Eisen von der Schlacke zu trennen. Eine Hitze, die nur Holzkohle erreicht. Als im Laufe des 19.Jahrhunderts der Siegeszug des Steinkohlekoks begann, waren die Bergischen Wälder abgeholzt. Man mag es heute kaum glauben, aber die Wälder, durch die wir spazieren gehen, sind größtenteils noch sehr jung, keine 150 Jahre alt. Als die Kohle kam, erholten sich die Wälder, man begann Forstwirtschaft zu betreiben. Dafür litten unsere Gewässer, sie lieferten keine Energie mehr, sie wurden zu Kloaken. Der Aufschwung des Begischen Landes seit dem 18.Jahrhundert ging zu Lasten unserer Umwelt.

Wir Bergischen haben also Erfahrung in regenerativ und destruktiv. Wie werden wir uns in diesem Jahrhundert entscheiden?