Das Umweltbundesamt befürwortet eine PKW-Maut. Deren Ziel soll es sein, den Verkehr besser zu steuern, in dem etwa verkehrsschwache Zeiten günstiger sind als der Berufsverkehr, und die Umwelt zu entlasten.
“Eine solche Maut müsse nach Berechnungen der Experten drei bis vier Euro pro 100 Kilometer betragen, um allein die Wegekosten ohne Gesundheits- oder Umweltfolgen zu decken. Zum Ausgleich komme die Abschaffung der Kfz-Steuer in Betracht.”
Die für mich viel interessantere Zahl kommt aber danach:
“Derzeit koste der Pkw-Verkehr den Staat jährlich 47 Milliarden Euro mehr, als er über Benzin- und Kfz-Steuern sowie Parkgebühren einbringe.”
DIE ZEIT: Umweltbundesamt für streckenbezogene Pkw-Maut
Also halten wir fest: Das Defizit des PKW-Verkehrs auf Deutschlands Straßen beträgt jährlich 47 Milliarden Euro. Also knapp die Hälfte der diesjährigen Neuverschuldung des Bundes. Wenn eine PKW-Maut eingeführt werden würde, um diesen Betrag zu decken, wäre die Neuverschuldung mit einem Schlag halbiert.
“Moment_mal!” , werden jetzt einige sagen. Das ist doch Abzocke! Das beeinträchtigt unsere Wirtschaft! Aber wir müssen uns das einmal klar machen: Wir leisten uns einen hochdefizitären ÖPNV, einen hochsubventionierten SPNV (Schienenpersonennahverkehr) und einen zweifelhaften, eigenwirtschaflichen Schienen-Fernverkehr. Dazu kommt jetzt noch ein hoch defizitärer PKW-Verkehr. Die LKW-Maut, die übrigens zweckgebunden ist, soll die Kosten des LKW-Verkehrs komplett wieder einbringen, habe ich in einer Quelle gelesen, die ich leider grade nicht finde.
Wir leisten uns also: Schulden im Bund, im Land und in den Kommunen und gleichzeitig zwei hochdefizitäre Verkehrssysteme. Ist das nicht ein bisschen viel? Ist das unseren Kindern gegenüber gerecht? Und sind die Kosten für jeden einzelnen wirklich so hoch?
3-4 Euro pro 100 Kilometer. 4 Euro bis Koblenz. Nicht ganz drei Euro bis Münster. Ein Fahrt nach München 21 Euro.
Für einen Pendler nach Düsseldorf wären das pro Tag ca. 60 km, also 2 Euro und 40 Cent pro Tag. 12 Euro in der Woche. 48 Euro im Monat. 624 Euro im Jahr. Manche geben mehr für Zigaretten aus. Trotzdem ist das sicher ein empfindliche Summe. Aber wahrscheinlich steuerlich absetzbar. Und das Geld dient uns allen.
Wieviel Geld muss eigentlich die Stadt Wuppertal für den Autoverkehr jährlich ausgeben? Wieviele Schulden hat der Autoverkehr verursacht?
Der Professur für Raumentwicklung an der Universität Trier, Heiner Monheim, erklärt in einem Interview:
“[…]Das Defizit des Autoverkehrs beträgt 160 Euro pro Kopf und Jahr, nur auf kommunaler Ebene.[…]
Beim ÖPNV ist das öffentlich einsehbar.
Einnahmen: 61.241.000€
Ausgaben: 102.164.000 €
Defizit: 40.923.000€
Auch hier könnte man einen “Hebel” zur Bewältigung der Schuldenmisere finden: Ein Vorschlag wäre eine Mobilitätsabgabe für alle. Damit das Familiengerecht ist, orientieren wir uns dafür an den Haushalten und nicht an der Personenzahl.
Also, der ÖPNV im Jahr 2008 kostete 102.164.000 €.
Im Jahr 2007 gab es in Wuppertal 180.000 Haushalte.
102.164.000 € / 180.000 Haushalte = 567,58 € pro Jahr/Haushalt = 47,30 € pro Haushalt/ pro Monat.
Für einen Single: 47,30 €/Monat
Für ein Paar im gemeinsamen Haushalt: 23,65 €/ Monat pro Person
Für eine Familie mit 2 Kindern: 11,83 €/Monat pro Person
Im Gegenzug wäre die Benutzung des ÖPNV kostenlos fahrscheinlos. Jeder kann den Bus, die Schwebebahn nutzen ohne Nachzudenken. Das Defizit von 40 Millionen Euro müsste nicht mehr mit den Energiekosten ausgeglichen werden, die Stadtkasse wäre entlastet. Man könnte sogar wieder in den Nahverkehr investieren. Mehr Netzdichte, höherer Takt, Rückkehr der Straßenbahn?
Wenn mehr Leute den Bus, die Straßenbahn, die Schwebebahn, die S-Bahn nutzen, wäre dann nicht auch das Defizit des Autoverkehrs geringer, weil weniger gefahren wird?
Zusammenfassung: Wir leisten uns derzeit zwei hochdefizitäre Verkehrssysteme. Durch verschiedene moderate Einnahmenanpassungen, für die es verschiedene Vorschläge gibt, die nicht alle gemeinsam verwicklicht werden müssen, könnte es gelingen die Defizite zu verringern.
Die Vorteile wären klar:
1. Finanzierungssicherheit für den Betreiber
2. Umweltentlastungen
3. Weniger Schulden im Staat. (Der Staat sind wir)
Die Nachteile:
1. Es kostet im Monat mehr als jetzt. In beiden Vorschlägen für einen Single ca. 50 €.
Ist uns ein nicht defizitäres Verkehrssystem das wert?